Neuer Aufruf — Bildung ist anders

Wir ler­nen, leh­ren und erzie­hen wie am Fließ­band. Stress und Druck gehö­ren zu unse­ren täg­li­chen Erfah­run­gen. Fest vor­ge­ge­be­ne und stan­dar­di­sier­te Lehr­plä­ne ste­hen  der Selbst- und Mit­be­stim­mung ent­ge­gen — vom Kin­der­gar­ten bis zur Aus­bil­dung oder dem Stu­di­um. Die Noten­ge­bung und die Ver­knüp­fung von Schu­le mit Angst, ersti­cken die Wiss­be­gier­de und die Lust am Ler­nen. Student*innen wer­den mit Regel­stu­di­en­zeit und Modul­plä­nen kon­fron­tiert, wel­che kei­nen Raum für poli­ti­sches Enga­ge­ment las­sen. Aus­zu­bil­den­de wer­den als bil­li­ge Arbeits­kräf­te in Unter­neh­men miss­braucht, aus­bil­dungs­frem­de Tätig­kei­ten sind an der Tages­ord­nung. Beschäf­tig­te im Bil­dungs­we­sen befin­den sich auf­grund von befris­te­ten und unter­be­zahl­ten Stel­len in ste­ti­ger Unge­wiss­heit und finan­zi­el­ler Not. Unter die­sen pre­kä­ren Lern- und Arbeits­be­din­gun­gen sind Über­las­tung und Frust garantiert.

Die­se Erfah­run­gen haben Struk­tur: Denn finan­zi­el­ler Man­gel und Öko­no­mi­sie­rung  prä­gen das gegen­wär­ti­ge Bil­dungs­sys­tem. Sowohl die stän­di­ge Leis­tungs­ab­fra­ge in Form von Tests und Klau­su­ren, als auch die Fokus­ver­schie­bung der Leh­re auf arbeits­markt­taug­li­che Kom­pe­ten­zen sind Effek­te der Ver­flech­tung von Wirt­schaft und  Bil­dung. Zudem sind Hoch­schu­len auf die Finan­zie­rung durch Dritt­mit­tel ange­wie­sen, wodurch wirt­schaft­li­che Inter­es­sen Ein­zug in die Wis­sen­schaft erhal­ten. Die  neo­li­be­ra­le Ord­nung des Wett­be­werbs, der Kon­kur­renz und der Ver­gleich­bar­keit macht nicht vor dem Bil­dungs­sys­tem halt. Nur wer sich anpasst, bleibt bestehen. Dem gilt es, Ein­halt zu gebie­ten, denn…

… Bil­dung ist anders! Anders als ein auto­ri­tä­rer Lehr­plan. Anders als die Angst vor schlech­ten Noten. Anders als befris­te­te Arbeits­ver­trä­ge und ste­ti­ge Über­ar­bei­tung. Wir for­dern Mit­be­stim­mung statt Anpas­sung. Berufs‑, Hoch- und all­ge­mein­bil­den­de Schu­len und Hoch­schu­len sind der Raum, um einen kri­ti­schen Stand­punkt zu gesell­schaft­li­chen Pro­zes­sen zu ent­wi­ckeln und mit ande­ren ins Gespräch zu kommen.

Dar­um soll­te es gehen. Nicht um die wirt­schaft­li­che Ver­wert­bar­keit von Bil­dung!
Wir wol­len mit­ein­an­der und nicht gegen­ein­an­der ler­nen.
Das for­dern wir ein.
Des­halb wol­len wir gegen Lernfabriken…meutern!