Warum laden wir ein?
Das Bildungswesen in Deutschland ist sozial selektiv wie kaum ein anderes. Inhalte, die in Bildung und Wissenschaft erarbeitet und verbreitet werden, unterliegen zunehmend Verwertungszwängen. Das zeigt sich an den Lernzielen und Aufgaben, denen Schüler*innen Studierende und Auszubildende unterworfen sind, wie auch an Unterrichtsmethoden, Prüfungsdruck und ähnlichem. Aufklärerische Ideale sind höchstens Nebenprodukt, das allenfalls nach dem Lernen für das unmittelbare Vergessen nach standardisierten Prüfungen in einem lichten Unterrichtsmoment noch angedeutet wird.
Nach ähnlichen Prinzipien werden Bildungs- und Wissenschaftseinrichtungen inzwischen gelenkt und finanziert. Die Lösungsmuster der heutigen Krisenpolitik werden dort schon seit längerem experimentell eingesetzt: So wird versucht insbesondere Hochschulen wie Unternehmen zu führen, die sich in einem Wettbewerb um knapp gehaltene Mittel profilieren und behaupten müssen. Dabei werden Kosten und Risiken in Form von Bildungsgebühren privatisiert, Arbeitsplätze outgesourct oder prekarisiert. Das betrifft Wissenschaftler*innen, Erzieher*innen, Beschäftigte in Administration und Technik, Reinigungskräfte, ja selbst Lehrer*innen sind inzwischen betroffen.
Das alles hat System. Nicht erst seit gestern, wie fälschlicherweise immer wieder behauptet wird. Auch darüber sollten wir reden. Mittelfristig wollen wir politische Debatten in Bildungseinrichtungen und Gesellschaft anzetteln. Es geht darum, erfahrene Ausschlüsse und Ausbeutungen nicht mehr einfach hinzunehmen, sondern zu politisieren. Dazu wollen wir eine organisatorische Plattform aufbauen, die nicht nur in große Protestaktionen mündet, sondern in eine dauerhafte Organisierung von Betroffenen. Damit soll selbstverständlich auch politischer Druck aufgebaut werden, der mindestens zu einer Demokratisierung und sozialen Öffnung von Bildungseinrichtungen beiträgt.
Langfristig geht es uns um Folgendes: Wir wollen uns das kritische Denken nicht verbieten lassen, schon gar nicht über grundlegende Fragen. Und diese betreffen selbstverständlich auch die Grundlagen dieser Gesellschaft. Wer den Mut hat, zu denken und daraus Konsequenzen für gemeinsames Handeln zu ziehen, ist herzlich willkommen.
Die kommende Konferenz soll zunächst das Startsignal für Proteste im Sommer 2017 liefern. Daher werden wir auf dieser Konferenz gemeinsam politische Analysen und eine Strategie erarbeiten und beschließen. Zudem werden wir überregionale Arbeitsstrukturen aufbauen, die lokale Protestgruppen unterstützen und für professionelle aber demokratisch kontrollierte Öffentlichkeitsarbeit Sorge tragen.