Das Protestbündnis Lernfabriken … meutern! ruft für morgen, den 13. Juni zum bundesweiten Aktionstag gegen soziale Ausgrenzung im Bildungswesen auf. Im Rahmen unterschiedlicher (Protest)Aktionen werden in mehreren deutschen Städten (u.a. Freiburg, Köln, Frankfurt, Lüneburg, Berlin, Essen) verschiedene Facetten und Mechanismen sozialer Ausgrenzung thematisiert. An den Aktionen beteiligen sich sowohl Studierende und Schüler*innen, als auch studentische Beschäftigte, Lehrer*innen und Angehörige des wissenschaftlichen Mittelbaus.
Isabel Schön, Aktivistin und Studentin aus Freiburg: „In Deutschland werden weite Teile der Gesellschaft von Bildung und Wissenschaft ausgegrenzt. So hängt der Zugang zu „höheren“ Bildungseinrichtungen hierzulande stark von dem Bildungsgrad der Eltern ab. Die Chance von Akademiker*innenkindern eine Empfehlung für das Gymnasium zu bekommen ist fünfmal so hoch, wie die von Kindern aus einem nicht-akademischen Elternhaus. Diese Benachteiligung verstärkt sich weiterhin, wenn es um das Erlangen eines Abiturs, und das Abschließen eines Studiums geht. Wir wollen soziale Ausgrenzungen im Bildungswesen anprangern und veranstalten in Freiburg eine Kundgebung, auf der viele verschiedene Betroffene zu Wort kommen.“
Laura Haßler streikt mit TV Stud Berlin seit Monaten für einen Tarifvertrag für studentische Hilfskräfte in Berlin. Am 13. Juni findet auch dort eine Streik-Demonstration statt. „Ein weiterer Aspekt der sozialen Ungerechtigkeit sind die hohen privaten Kosten, die Bildung in Deutschland mit sich bringt. Bildungsgebühren, die hohen Kosten der Studienfinanzierung und gegebenenfalls Nachhilfe sind nicht für alle bezahlbar. Nebenjobs sind da eine Notwendigkeit. Dass diese dann allerdings nicht ernst genommen und schlecht bezahlt werden, macht die Sache besonders prekär. Hier in Berlin weigern sich die Hochschulen, den Tarifvertrag studentischer Hilfskräfte nach siebzehn Jahren endlich der Inflation anzugleichen. Daher fordern wir, dass das Gehalt von studentischen Beschäftigten an den Tarifvertrag der Länder (TV‑L) gekoppelt wird.”
Ruben Schenzle vom Netzwerk für Gute Arbeit in der Wissenschaft (NGAWiss): “Im Wesentlichen basiert die unterfinanzierte Hochschule auf der Ausbeutung ihrer Mitarbeiter*innen. Bessere Lernbedingungen hängen eng mit den Forderungen nach besseren Arbeitsbedingungen für die Lehrbeauftragten und Dozierenden zusammen. Mehr Grundfinanzierung für die Hochschulen ist die Voraussetzung, um Dauerstellen für Daueraufgaben in der Lehre zu schaffen.“ In dem bundesweiten Netzwerk haben sich 27 Basisinitiativen des akademischen Prekariats zusammengeschlossen, die sich mit dem dezentralen Aktionstag solidarisieren.
Nathalie Schäfer, Vorstand des freien zusammenschlusses von student*innenschaften (fzs): „Alle wissen, dass diese Probleme sozialer Ausgrenzung sehr früh in der Schule beginnen, wenn die Schüler*innen nach der vierten Klasse in verschiedene Schulformen einsortiert werden. Soziale Ausgrenzung würde verringert werden, wenn ein Studium ohne Schulden finanzierbar wäre. Eine sofortige Erhöhung des BAföGs und eine Umwandlung zum elternunabhängigen Vollzuschuss ist dringend nötig. Auch die Probleme zu hoher Mieten und zu wenig verfügbaren Wohnraums müssen effektiv angegangen werden.“
Um diese Wohnungsnot, volle Kurse und mangelnde Finanzierung konkret anzugehen, wird es im Herbst Protestcamps und Vollversammlungen in mehreren Städten geben. Angesichts von Lehrer*innenmangel und geringer Ausbildungsvergütung sind das Probleme, die sich über das gesamte Bildungssystem hinwegziehen. In Essen findet jetzt schon am 13. Juni ein Camp gegen Wohnungsnot statt. Weitere Aktionen wird es in Frankfurt, Köln und Lüneburg geben.
0 Comments
Leave a comment