Protestspaziergang mit Gegenzeugnissen
Alle, die heute mit Bildung konfrontiert sind, haben Grund, unzufrieden zu sein. Die Unterfinanzierung der Bildungseinrichtungen führt zu überarbeitetem Lehrpersonal, zu großen Klassen und Kursen und schlechter Ausstattung. Immer öfter springen Unternehmen für die Finanzierung ein und können so in ihrem Interesse die Inhalte bestimmen – doch hier liegt nicht das einzige Problem:
Konkurrenz und Ausschluss prägen das ganze Bildungssystem. Im Kampf um die besten Plätze in dieser Gesellschaft werden weite Personenkreise ausgegrenzt.
Ständiger Leistungsdruck und Disziplinierung rauben den Spaß am Lernen und unterdrücken jeden Funken Neugier. Gelernt wird für die gute Note. Der eigene Drang nach Wissen wird blockiert und individuelle Entfaltung findet keinen Platz.
Selbstbestimmtes Handeln, politische Teilhabe und kritisches Hinterfragen werden zugunsten braver Angepasstheit an die Erfordernisse der Wirtschaft unterdrückt. Lehre und Wissenschaft werden nicht nach den Bedürfnissen der Individuen ausgerichtet.
Verlierer*innen finden sich auf allen Seiten: Schlechte Bezahlung und Arbeitsbedingungen treffen nicht nur Lehrkräfte an Schulen, sondern auch wissenschaftliche Mitarbeiter*innen, Auszubildende, Erzieher*innen, Personal für Technik, Verwaltung und Reinigung. Letztendlich trifft es die Gesellschaft als Ganzes. Wie können wir an einer Lösung für so drängende Probleme wie Armut, Wirtschaftskrise, Unterdrückung, Krieg und Klimawandel arbeiten, wenn jede*r von der Schule an nur noch damit beschäftigt ist, nicht in der Konkurrenz unterzugehen?
Deshalb wollen wir am Tag der Zeugnisausgabe auf einem kleinen Protestspaziergang gemeinsam durch die Stadt ziehen und den Schulen und anderen Bildungseinrichtungen unsere Gegenzeugnisse überreichen. Keine Zeugnisse nach ihrer Logik – mit Zahlen, Bewertung von außerhalb und einem ständigen Vergleich mit anderen – sondern Zeugnisse auf denen kreativ gestaltet wurde, was Schule mit uns macht und was Bildung für uns sein könnte, wenn sie erst frei wäre von finanziellen Zwängen wäre, wenn wir erst alle gemeinsam lernen könnten statt sortiert zu werden, wenn wir Unterstützung statt Bewertung erfahren und wenn wir selber bestimmen, wie und was wir lernen.
Diese Zeugnisse werden vorher in einem kreativen Prozess in der Straße der Begegnung auf dem Lüneburger Stadtfest gestaltet. Sie sollen groß und sichtbar sein und am Nachmittag den 21. Juni von jeder Schule und anderen Bildungsinstitutionen Lüneburgs hängen. Dazu treffen wir uns um 11 Uhr am Schulzentrum Kaltenmoor (IGS) und nehmen uns danach nacheinander jeder Lernfabrik an, bis wir am Nachmittag an der Uni angekommen sind.
Lasst uns gemeinsam auf die Straße gehen,
lasst uns gemeinsam etwas verändern,
lasst uns gemeinsam die Lernfabriken …meutern!