Auf der Protest-Konferenz II in Frankfurt (17. — 19. März). Haben wir einen Aufruf für das Jahr 2017 beschlossen. Er ruft unter anderem zu der bundesweiten Aktionswoche vom 19. — 24. Juni 2017 und den dezentralen Demos am 21. Juni 2017 auf:
Die Bedingungen unter denen Bildung stattfindet sind katastrophal. Der Putz bröckelt von den Schuldecken und die Hörsäle sind überfüllt. Die Unterfinanzierung der Bildungseinrichtungen führt zu überarbeitetem Lehrpersonal, zu großen Klassen und Kursen und schlechter Ausstattung.Immer öfter springen Unternehmen für die Finanzierung ein und können so in ihrem Interesse die Inhalte bestimmen — doch hier liegt nicht das einzige Problem:
Konkurrenz und Ausschluss prägen das ganze Bildungssystem. Im Kampf um die besten Plätze in dieser Gesellschaft werden weite Personenkreise ausgegrenzt. Schon in Kindertagesstätten ist nicht Platz für alle. Nach der Grundschule werden junge Menschen in verschiedene Schulformen sortiert. Die Auslese richtet sich unter anderem nach dem Bildungsgrad und dem Einkommen der Eltern, der ethnischen Herkunft oder dem Geschlecht. So ist oft schon vorbestimmt, wer welchen Abschluss erreichen kann und wer nicht.
Ständiger Leistungsdruck und Disziplinierung rauben den Spaß am Lernen und unterdrücken jeden Funken Neugier. Gelernt wird für die gute Note. Der eigene Drang nach Wissen wird blockiert und individuelle Entfaltung findet keinen Platz. Vermehrt leiden schon junge Menschen an Burn-Out und Depression — das heutige Bildungssystem macht Menschen krank.
Selbstbestimmtes Handeln, politische Teilhabe und kritisches Hinterfragen werden zugunsten braver Angepasstheit an die Erfordernisse der Wirtschaft unterdrückt. Wie und was gelernt wird, ist größtenteils vorgegeben und kann nicht von allen Beteiligten mitgestaltet werden. Lehre und Wissenschaft werden nicht nach den Bedürfnissen der Individuen ausgerichtet. Es scheint, als sollten wir nur das lernen, was der Arbeitsmarkt verlangt.
VerliererInnen finden sich auf allen Seiten: Schlechte Bezahlung und Arbeitsbedingungen treffen nicht nur Lehrkräfte an Schulen, sondern auch wissenschaftliche MitarbeiterInnen, Auszubildende, ErzieherInnen, Personal für Technik, Verwaltung und Reinigung. Letztendlich trifft es die Gesellschaft als Ganzes. Wie können wir an einer Lösung für so drängende Probleme wie Armut, Wirtschaftskrise, Unterdrückung, Krieg und Klimawandel arbeiten, wenn jedeR von der Schule an nur noch damit beschäftigt ist, nicht in der Konkurrenz unterzugehen?
Deshalb kämpfen wir für folgende Ziele:
Gemeinsam lernen!
Heute werden Menschen in Gruppen aufgeteilt, die unser Leben stark vorbestimmen.
Nur wenige Menschen dürfen bei den „besten“ Schulen mitmachen.
Wir wollen, dass es keine Aufteilung in unterschiedliche Schulformen gibt.
Es braucht eine Schule, in der wir alle zusammen lernen können.
Unterstützung statt Bewertung!
Noten bestimmen heute maßgeblich das Leben der Lernenden.
Lehrkräfte sind gezwungen die Lernenden zu sortieren.
Dabei können diese Bewertungen unsere Fähigkeiten gar nicht abbilden.
Wir brauchen daher keine Noten, sondern individuelle Lernbegleitung.
Finanzielle Unabhängigkeit!
Wir wollen genug Geld haben, um lernen und leben zu können.
Egal ob in der Ausbildung, im Studium, in der Schule, der Erwerbslosigkeit oder der Lehre,
allen Menschen muss gleiche Teilhabe möglich sein und Ausbeutung muss beendet werden.
Mehr Geld für Bildung & Forschung!
Das Geld ist vorhanden, doch Bildung ist chronisch unterfinanziert. Bildungsorte kämpfen um die knappen Gelder und stehen in einer ständigen Konkurrenz.
Wir wollen, dass Bildung flächendeckend und nach unseren Bedürfnissen finanziert wird.
Keine Fremdbestimmung!
In Schule, Ausbildung und Hochschule bestimmen Lehr- und Ausbildungspläne das notwendige Wissen.
Lehrende müssen dies umsetzen und haben kaum Freiräume.
Was und wie wir lernen, und in welchem Tempo, dürfen wir nicht mitbestimmen.
Wir wollen die Inhalte und Bedingungen unseres Lernens mit allen Beteiligten gestalten.
Lasst uns gemeinsam auf die Straße gehen,
lasst uns gemeinsam etwas verändern,
lasst uns gegen Lernfabriken …meutern!
Sollte ihr in diesem Text formale Mängel finden, könnt ihr euch gerne an info[ät]lernfabriken[minus]meutern[dot]de wenden.
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