Seit April organisieren Aktivist*innen in Chile Massenproteste gegen Sexistische Ausbeutungsstrukturen und Gewalt gegen Frauen im Bildungswesen und in der gesamten Gesellschaft. Mitte Mai sind bereits 150.000 Feminist*innen auf die Straße gegangen. Im selben Monat sind 30 Universität besetzt worden, an vielen weiteren sind Streiks aufgenommen worden. Unseren Informationen zu Folge halten die Streiks und Besetzungen bis heute an.
Ein wichtiges Ziel dieser Bewegung, die vor allem (aber keineswegs ausschließlich) von Schüler*innen und Studierenden getragen wird, ist ein “nicht sexistische Bildung”.
Die Aktivistin und Koordinatiorin des Netzwerks für kritische Diversitätsstudien Lelya Troncoso Pérez legt in einem Interview mit der Jungle World die Ziele der Bewegung dar:
“Die Hauptforderung ist die nach einer »nicht sexistischen Bildung«, danach, alle Formen, von eher expliziten bis zu subtilen, zu beseitigen, in denen sich Sexismus, Machismo, Homo- und Transphobie in der Bildung reproduzieren. Die Parole für eine »nicht sexistische Bildung« kam in Chile zum ersten Mal im Jahr 2011 im Kontext der Schüler*innenproteste für eine kostenlose und hochwertige Bildung auf. Sie speist sich aus einer tiefgreifenden Kritik an der warenförmigen, kapitalistischen und neoliberalen Gesellschaft. (…)Kritisiert werden der Mangel an Genderperspektiven und feministischen Studien an den Universitäten und der androzentrische Bias in den Fächern im Allgemeinen, so dass oft sexistische Inhalte verbreitet werden. ”
Ein großer Teil der feministischen Bewegung ist der Meinung, dass sich das Patriachat auf eine Vielzahl miteinander verbundene Unterdrückungsformen stütze. Daher wendet sich der Protest gegen jegliche Formen sozialer Ungleichheit. Im Fokus der Kritik stehen Institutionen, Praktiken und Diskurse die Dominanzbeziehungen aufrecht erhalten: Familie, Kirche, Staat aber auch Bildung, die der (Re-)Produktion von Herrschaftsverhältnissen dient.
Auch Dozent*innen und Wissenschaftler*innen, wie Lelya Troncoso Pérez, beteiligen sich an den Protesten. Sie machen auf ungleiche Bezahlung, Benachteiligungen von Müttern und die ungleich verteilte Sorgearbeit aufmerksam.
Nicht ausschließliche Ursache oder Anlass, aber einen wichtigen Faktor für die Protestbewegung stellen sexuelle Übergriffe im Hochschulbetrieb dar, die über gezielte Besetzungen skandalisiert wurden.
Selbstverständlich trägt die aktuelle Bewegung auch viele Anliegen früherer feministischer Protestwellen. So ist auch das Recht auf Abtreibung genau wie schon in den vergangen Jahren ein wichtiges Anliegen der chilenischen Feminst*innen.
Bitte schreibt uns, wenn ihr weitere Informationen zu den feministischen Protesten in Chile habt. Gerne könnt ihr uns auch spanischsprachige Artikel schicken. Wir kennen uns in der chilenischen Medienlandschaft nicht so gut aus und haben vorerst nur die wenigen deutschsprachigen Berichte rezipiert. Hier eine Linkliste:
https://jungle.world/print/pdf/node/59862/debug
https://www.jungewelt.de/artikel/332694.studentinnen-im-streik.html
https://www.neues-deutschland.de/artikel/1090085.metoo-aufstand-der-frauen-in-chile.html
La ola feminista en Chile — Die feministische Welle in Chile
- By Redakteur:in
- on 17. Juli 2018
- in Aktuelles, Material
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