Der neoliberale PISA-Forscher Schleicher hat ein paar Dinge erkannt: 1. Lehrer*innen müssen entlastet werden. (Fürs Protokoll: Das bedeutet im Umkehrschluss, dass mehr Lehrer*innen eingestellt werden müssen!) 2. Eine Praxisnahe (Fort-)Bildung ist wichtig. 3. Seiteneinstiege aus anderen Berufsfeldern seien keine gute Idee. 4. Lehrer*innen brauchen ein konstruktives Feedback. Sie dürften im Klassenzimmer nicht alleine gelassen werden.
Wir möchten diese Schlüsse vom PISA-Forscher etwas ergänzen bzw. situieren:
Wichtig ist es sich klar zu machen, dass das alles mehr Aufwand und eine andere Verteilung gesellschaftlicher Reichtümer bedeutet. Die Andeutungen von Scheicher werden nämlich Kosten verursachen.
Was eine praxisnahe Berufsvorbereitung ist und wie diese Praxis integriert wird, muss noch genau geklärt werden. Anders als der Artikel nahelegt, ist mit dem Referendariat nichts in Ordnung, weil es angehende Lehrer*innen massiv überfordert und ausbeutet. Der Blick muss zudem auf das Studium gerichtet werden, da dort (wie in anderen Fächern auch) viele Kräfte sinnlos verbraucht werden — etwa aufgrund mangelhafter Betreuung und undemokratischer Studiengestaltungen. Wer nicht auf die Bedürfnisse der Lernenden eingeht, muss sich über Lerndefizite nicht wundern. Das betrifft nicht nur Schüler*innen, sondern auch (angehende) Lehrer*innen.
Selbstverständlich ließen sich auch Seiteeinsteiger*innen in den Beruf integrierern. Das kann durchaus eine Bereicherung darstellen. Wichtig ist nur, dass auch sie eine gute Ausbildung bzw. Weiterbildung erhalten, die ihren individuellen Kenntnisständen entspricht. Das kann u.U. teuerer werden als die aktuelle massenhafte Ausbildung über ein Lehramtsstudium. Und genau diese Kosten möchten Fiskalverantwortliche nicht tragen. Daher, so unsere Diagnose, bleiben (Fortbildungs-)Programm so unseriös. Seiteneinsteiger*innen werden nämlich eingestellt, weil sie als billiger gelten. Genau in diesem Geiz liegt der Fehler.
Feedback können Lehrer*innen auf vielen Wegen erhalten: Indem von vornherein immer zwei bis drei pädagogische Kräfte einen Kurs gemeinsam betreuen und sich darüber austauschen, indem es ein wirkungsvolles Hospitationssystem gibt uvm. Unerlässlich bleibt in jedem Fall die Rückmeldung der Schüler*innen. Die kann es aber nur geben, wenn die Schule demokratisiert wird. D.h. Schüler*innen müssen substanziellen Einfluss auf die Gestaltung von Schule, Unterricht, die Einstellung von Lehrer*innen und die interne Arbeitsteilung erhalten. Nicht zuletzt muss es institutionalisierte Aussprachen von Schüler*innen und Lehrer*innen geben, in denen das gemeinsame Miteinander reflektiert wird. Ein wöchentlicher Klassenrat wäre eine Möglichkeit. Sobald Schüler*innen Rederecht und Entschiedungsmacht in inhaltlichen Fragen gewinnen, werden Lehrer*innen sich sehr schnell damit befassen, dass auch sie noch etwas lernen können und wie alle Menschen auch müssten, sofern sie an einem bereicherndem Austausch mit ihrer Umwelt interessiert sind. Derlei Vorschläge kosten selbstverständlich Zeit und funktionieren nur, wenn mehr Lehrkräfte eingestellt werden.
Dass Schleicher simple Rezepte nahelegt, verweist übrigens auf einen zentralen Mangel in der Wissenschaft: Sie kann in nur sehr begrenztem Maße ihren Forschungsgegenstand situieren. Die verkürzte Kritik an Seiteneinsteiger*innen resultiert aus einem fehlendem Verständnis für die Funktionsweise des Staates. Das liegt daran, dass Wissenschaftler*innen innerhalb der herrschenden gesellschaftlichen Arbeitsteilung auf Einzelfragen abgestellt werden, den Kontext ihrer Forschung können sie nicht systematisch erörtern. Daher bleiben ihre politischen Andeutungen schief, nicht selten driften sie ins Verkehrte ab. Der Hintergrund ist hier ein ähnliches Problem, wie wir es schon an der Schule angedeutet haben. Eine Forschungseinrichtung, die nicht vom gesellschaftlichen Unterbau angeeignet und organisiert wird, bleibt ein Ort entfremdeter und damit tendenziell irrationaler Arbeit.
Wir möchten diese Schlüsse vom PISA-Forscher etwas ergänzen bzw. situieren:
Wichtig ist es sich klar zu machen, dass das alles mehr Aufwand und eine andere Verteilung gesellschaftlicher Reichtümer bedeutet. Die Andeutungen von Scheicher werden nämlich Kosten verursachen.
Was eine praxisnahe Berufsvorbereitung ist und wie diese Praxis integriert wird, muss noch genau geklärt werden. Anders als der Artikel nahelegt, ist mit dem Referendariat nichts in Ordnung, weil es angehende Lehrer*innen massiv überfordert und ausbeutet. Der Blick muss zudem auf das Studium gerichtet werden, da dort (wie in anderen Fächern auch) viele Kräfte sinnlos verbraucht werden — etwa aufgrund mangelhafter Betreuung und undemokratischer Studiengestaltungen. Wer nicht auf die Bedürfnisse der Lernenden eingeht, muss sich über Lerndefizite nicht wundern. Das betrifft nicht nur Schüler*innen, sondern auch (angehende) Lehrer*innen.
Selbstverständlich ließen sich auch Seiteeinsteiger*innen in den Beruf integrierern. Das kann durchaus eine Bereicherung darstellen. Wichtig ist nur, dass auch sie eine gute Ausbildung bzw. Weiterbildung erhalten, die ihren individuellen Kenntnisständen entspricht. Das kann u.U. teuerer werden als die aktuelle massenhafte Ausbildung über ein Lehramtsstudium. Und genau diese Kosten möchten Fiskalverantwortliche nicht tragen. Daher, so unsere Diagnose, bleiben (Fortbildungs-)Programm so unseriös. Seiteneinsteiger*innen werden nämlich eingestellt, weil sie als billiger gelten. Genau in diesem Geiz liegt der Fehler.
Feedback können Lehrer*innen auf vielen Wegen erhalten: Indem von vornherein immer zwei bis drei pädagogische Kräfte einen Kurs gemeinsam betreuen und sich darüber austauschen, indem es ein wirkungsvolles Hospitationssystem gibt uvm. Unerlässlich bleibt in jedem Fall die Rückmeldung der Schüler*innen. Die kann es aber nur geben, wenn die Schule demokratisiert wird. D.h. Schüler*innen müssen substanziellen Einfluss auf die Gestaltung von Schule, Unterricht, die Einstellung von Lehrer*innen und die interne Arbeitsteilung erhalten. Nicht zuletzt muss es institutionalisierte Aussprachen von Schüler*innen und Lehrer*innen geben, in denen das gemeinsame Miteinander reflektiert wird. Ein wöchentlicher Klassenrat wäre eine Möglichkeit. Sobald Schüler*innen Rederecht und Entschiedungsmacht in inhaltlichen Fragen gewinnen, werden Lehrer*innen sich sehr schnell damit befassen, dass auch sie noch etwas lernen können und wie alle Menschen auch müssten, sofern sie an einem bereicherndem Austausch mit ihrer Umwelt interessiert sind. Derlei Vorschläge kosten selbstverständlich Zeit und funktionieren nur, wenn mehr Lehrkräfte eingestellt werden.
Dass Schleicher simple Rezepte nahelegt, verweist übrigens auf einen zentralen Mangel in der Wissenschaft: Sie kann in nur sehr begrenztem Maße ihren Forschungsgegenstand situieren. Die verkürzte Kritik an Seiteneinsteiger*innen resultiert aus einem fehlendem Verständnis für die Funktionsweise des Staates. Das liegt daran, dass Wissenschaftler*innen innerhalb der herrschenden gesellschaftlichen Arbeitsteilung auf Einzelfragen abgestellt werden, den Kontext ihrer Forschung können sie nicht systematisch erörtern. Daher bleiben ihre politischen Andeutungen schief, nicht selten driften sie ins Verkehrte ab. Der Hintergrund ist hier ein ähnliches Problem, wie wir es schon an der Schule angedeutet haben. Eine Forschungseinrichtung, die nicht vom gesellschaftlichen Unterbau angeeignet und organisiert wird, bleibt ein Ort entfremdeter und damit tendenziell irrationaler Arbeit.
Hintergrund:
http://www.deutschlandfunk.de/neue-pisa-studie-bitte-keine-quereinsteiger-als-lehrer.680.de.html?dram:article_id=420212
0 Comments
Leave a comment