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Kampagnen-Konferenz: Bildung zwischen Pandemiefolgen, Wirtschaftskrise, Privatisierung und KI
Juli 7 @ 16:00 — Juli 9 @ 15:30
Die Veranstaltung findet in Essen statt.
Die schärfsten Auswirkungen der Corona-Pandemie sind für viele gerade erst durchstanden, da wird die Welt von einem Krieg erschüttert, der die globale Wirtschaftskrise verschärft. Inzwischen greift auch in Deutschland Armut immer weiter um sich. Familien, die kürzlich noch einigermaßen über die Runde kamen, müssen nun auf die Unterstützung der Tafel zurückgreifen. Wohnungen sind in vielen Städten nicht mehr bezahlbar. Das betrifft inzwischen nicht nur Studierende und Azubis, sondern zunehmend auch die Beschäftigten im Bildungs‑, Erziehungs- und Wissenschaftswesen.
All das hat Rückwirkungen auf Bildung. Denn der Zugang zu Bildung hängt noch immer davon ab, aus welchem Elternhaus man stammt. Sie wird bedingt von familiärer Vorbildung, Kontakten und der finanziellen Lage derjenigen, die sich bilden oder qualifizieren wollen. Eine Wirtschaftskrise hat daher unmittelbare Auswirkungen auf den Zugang zu Bildung. Gleichzeitig sind wir immer noch mit zahlreichen Folgen der Corona-Pandemie befasst. Die Isolation, die Einschränkung sportlicher Betätigungsmöglichkeiten und der erschwerte Zugang zu Bildungsräumen hatten bzw. haben massive Auswirkungen auf viele Kinder, Schüler*innen und Studierende mit sich gebracht.
Doch bisher finden sich kaum politische Maßnahmen, die versuchen, den sozialen Zugangsbarrieren beizukommen. Die Entlastungspakete waren lediglich ein Tropfen auf den heißen Stein. Tatsächlich bedürfte es einer gesellschaftlichen Umverteilung. Diese wäre auch für die Aufarbeitung der Pandemiefolgen notwendig. So müssten zusätzlich Bildungs‑, Sport- aber auch psychosoziale Unterstützungsangebote geschaffen werden.
Politisch beobachten wir seit Jahren das Gegenteil. Kinder und Jugendliche, Studierende und Auszubildende, Wissenschaftler*innen, Pädagog*innen und Sozialarbeiter*innen werden schlicht vergessen. Ihre Probleme scheinen zweitrangig gegenüber kurzfristigen wirtschaftlichen Erfolgen. Die neoliberale Sparpolitik hat Schulen, KiTas und Universitäten heruntergewirtschaftet. Nicht nur die bauliche Infrastruktur ist vielerorts lebensgefährlich, sondern auch der Personalmangel und das Fehlen multiprofessionaler Teams sorgen für eine Verschlechterung der Bildungssituation. Wissenschaftler*innen arbeiten noch immer unter prekären Bedingungen. Lehrer*innen häufen oftmals massive Überstunden an. Doch das größte Problem dürfte wohl sein, dass niemand mit der didaktischen Situation zufrieden sein kann. Unter Sparbedingungen verkommt das Bildungswesen zu einer Massenabfertigung, die auf Prüfungen von zweifelhaftem Wert ausgerichtet ist.
Nun kommt noch ein weiterer Wendepunkt hinzu: Selbst ein veraltetes Bildungswesen kann sich nicht vor neuen Technologien verschließen. Künstliche Intelligenz ist längst ein bestimmender Bestandteil des Lebens junger Menschen geworden. Wenn Bildung sich mit Digitalisierung auseinandersetzt, sollte es weniger um den populistischen Ruf nach “neuen” Lernmaterialien gehen, sondern nach neuen Lernmethoden und ‑inhalten. Für den Erhalt und Ausbau von Demokratie ist eine allgemeine digitale Medienkompetenz von existenzieller Bedeutung. Zusätzlich können die neuen Techniken dabei helfen, Bildungsbarrieren abzubauen. Das wird aber nur funktionieren, wenn in zusätzliche Lehrkapazitäten, Weiterbildungen und entsprechende Forschung investiert wird. Wer Digitalisierung und Technisierung als weitere Sparmöglichkeit missversteht, bereitet nicht nur die nächste Bildungskrise vor, sondern leistet antidemokratischen Tendenzen Vorschub.
Organisatorisches
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