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Vortrag: Unternehmen “Hochschule” — Eine Analyse (Prof. Kira Kosnick)
Mai 15, 2018 @ 18:00 — 20:00
Die Universität ist eine Schein‑, Privilegien- und Berechtigungssystem. Insofern war schon immer klar, was hier zu “gewinnen” sei: der Zugang zu gesellschaftlichen Reichtümern und die Möglichkeit “wahr zu sprechen”.
Mit der neoliberalen Wende Anfang der 80er Jahre ist auch die Hochschule grundlegend verändert worden. So hat der Wissenschaftsrat bereits 1993 im Rahmen seiner “Zehn Thesen zur Hochschulpolitik” klargemacht, dass die Hochschule dem Modell eines “Dienstleistungsbetriebes” angeglichen werden solle. Seither werden die Hochschulen autonomisiert, wie es euphemistisch heißt. De facto gibt der Staat Regelungskompetenzen frei, die dann den Institutionen als Wettbewerbsmasse im Konkurrenzkampf dienen. Gelder werden nicht mehr pauschaliert, sondern indikatorenbezogen und wettbewerblich verteilt. Passend dazu sind die Hochschulen dazu gezwungen, sich um Dittmittel zu bemühen, da die zugewiesenen Grundmittel nicht mehr ausreichen, um die grundständigen Aufgaben des Hochschulbetriebes zu erfüllen. Inzwischen stammen insgesamt 28,8 Prozent der Gelder, die Hochschulen zur Verfügung haben, von Dritten. Damit werden auch neue Verfügbarkeiten über Wissensideale, Fragestellungen und Methoden erteilt.
Zusätzliche haben die Hochschulen sich große Freiräume für die Auswahl ihrer Studierenden erkämpft, womit die Rede von “Hochschulzugangsberechtigungen” tendenziell irreführend wird.
Insgesamt haben die Hochschulpräsidien und Hochschulräte auf Kosten der Senate an Macht gewonnen. Über Finanz- und damit auch über Personalfragen entscheidet zunehmend ein Hochschulmanagement, dass nicht Teil des Wissenschaftsprozess ist. Der Grund dafür liegt darin, dass Hochschulen angehalten sind, sich gegeneinander zu profilieren, da nur so eine Konkurrenz zwischen diesen Institutionen möglich wird. Dazu ist es notwendig, finanzielle Umverteilungen innerhalb der “Betriebe” zu erleichtern. Kurzum: Es obliegt zunehmend der Hochschulleitung zu entscheiden, welche Wissenschaftszweige als rentabel, sprich: als drittmittelfähig zu betrachten sind und welche nicht.
Damit sind Wissenschaft und Bildung nicht nur auf nationalstaatlicher Ebene, sondern auch auf insitutioneller Ebene zu ökonomischen Kalkulationsgrößen geworden. Im Vortrag wird der Frage nachgegangen, wie sich durch die neuen Steuereungsmodelle die Arbeitsweise und damit auch der Output dieser Institutionen verändern.
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