Im Herbst schlagen wir, Student*innen, Schüler*innen und Auszubildende, uns Jahr für Jahr mit den gleichen Problemen herum: Es scheint keinen Ort zum Lernen für uns zu geben. Kurse an Unis sind so überfüllt, dass wir zum Teil vor der Tür sitzen müssen. Ausbildungsplätze sind vielerorts rar. Klassen so groß, dass viele kaum noch zu Wort kommen. Wer mit Beginn eines neuen Bildungsabschnittes eine Wohnung sucht, kann damit rechnen über Wochen nicht fündig zu werden. Und BAföG? Das sollte eigentlich zum Leben reichen. Ist aber viel zu gering.
Gemeinsam können wir diese Missstände beheben, wenn wir uns politisch organisieren. Wir rufen daher dazu auf ab Mitte Oktober an möglichst vielen Bildungsinstitutionen Protest-Camps aufzubauen und am 14. November dezentrale Vollversammlungen zu organisieren.
Im Oktober zeigt sich am drastischsten, was für ein Riesenproblem die Wohnungsnot ist: Für Student*innen reicht die Wohnpauschale des Bafögs von 250 Euro kaum aus, um ein WG Zimmer bezahlen zu können.
Für ein gutes Leben und ein gutes Lernen sind infrastrukturelle Vorrausetzungen, wie eine Wohnung zu haben, essenziell. Die Wohnungsproblematik wird in Zeiten steigender Mieten und der Verdrängung verschiedener sozialer Gruppen aus Stadtteilen immer mehr zum Problem. Wohnraum wird nach seiner ökonomischen Verwertbarkeit ausgerichtet und orientiert sich nicht an den Bedürfnissen von Menschen. Die daraus resultierenden sozialen Ausschlüsse sind keine Einzelphänomene, sondern systematisch.
Diese Probleme müssen solidarisch mit allen auf dem Wohnungsmarkt Benachteiligten und systematisch Verdrängten grundsätzlich bekämpft werden.
Nicht nur die Wohnungsnot ist ein Problem. Auch der Platz in einem Seminar ist längst nicht mehr sicher und die Student*innen sitzen in überfüllten Seminaren und Vorlesungen. Schlecht vorbereitete Seminare und schlechte Lern-Materialien, überfüllte Bibliotheken und Kurse sind nur ein paar weitere der direkt spürbaren Probleme. Das Studium ist seit den ersten Bologna Reformen schneller und stressiger geworden und der Leistungs- und Prüfungsdruck nimmt weiterhin zu. Die Finanzierung der Hochschulen wird immer mehr auf sogenannte Leuchttürme ausgerichtet, während die Grundfinanzierung stetig sinkt.
Statt Eliteunis brauchen wir eine gute Finanzierung und ausreichend Studienplätze für alle!
Die Unterfinanzierung des Bildungswesens bekommen auch Schüler*innen und Auszubildende zu spüren. Sie müssen in viel zu großen Klassen und Kursen lernen und sehen sich oftmals einem damit überforderten Lehrpersonal gegenüber.
Stattdessen wollen wir gute Lernbedingungen für alle. Dafür müssen mehr Lehrkräfte eingestellt werden, die eine umfassende pädagogische Ausbildung neben ihrer fachlichen Kompetenz aufweisen können!
Um gut lernen zu können, müssen nicht nur die Lernorte gut ausfinanziert sein, sondern es muss auch eine Lebensfinanzierung her!
Auszubildende können von ihrem Gehalt kaum leben, vor allem nicht selbstständig. Noch abhängiger von ihrer Familie sind Schüler*innen, denn sie haben quasi gar keine eigenen Mittel zur Verfügung.
Auch das BAföG reicht nicht mehr aus, um den Lebensunterhalt zu sichern. Der Empfänger*innenkreis wird immer kleiner und die Zahl derer, die nebenbei arbeiten müssen, steigt immer weiter. Das trifft hauptsächlich Student*innen mit sog. niedriger Bildungsherkunft. In der Konsequenz wählen sie einen anderen Weg abseits der Hochschulen. Aktuellsten Studien zu Folge sind von 100 Student*innen nur 23% Arbeiter*innenkinder.
Überhaupt bleiben wir über Jahre von unseren Eltern abhängig. Doch schon als Schüler*innen, spätestens aber als Azubis oder Student*innen, wollen und müssen wir zu meist ausziehen, weil unser Ausbildungsplatz bzw. unsere Uni gar nicht in dem Wohnort unserer Eltern liegt. Außerdem: Nicht jede Familie ist ein Ponyhof. Es muss möglich sein, auch währende der Ausbildungsphase auf eigenen Beinen zu stehen. Das kann sich diese Gesellschaft leisten und es ist für einen erfolgreichen Bildungsweg erforderlich.
Damit Selektivität in unserem Bildungssystem weiter abgebaut werden kann, fordern wir: Das BAföG muss schnell wieder mehr Student*innen zugänglich gemacht werden. Es muss lebens‑, alters‑, regelstudienzeit– und herkunftsunabhängig sein. Wir brauchen eine zügige Anpassung und eine echte Reform!
Um strukturelle Probleme wie die Unterfinanzierung, soziale Ausschlüsse und Wohnungsnot zu bekämpfen, müssen wir gemeinsam aktiv werden.
Daher rufen wir dazu auf ab der ersten Semesterwoche Camps an möglichst vielen Hochschulen, Schulen und Ausbildungsbetrieben aufzubauen. Diese Camps wollen wir dazu nutzen, um auf Wohnungsnot und eine mangelhafte Ausstattung der Bildungsbetriebe hinzuweisen. Camps können dafür genutzt werden, um Schlafplätze anzubieten und damit die akute Not zu lindern. Gleichzeitig können sie dafür genutzt werden, um ein alternatives Bildungsangebot zu initiieren. Damit sind Camps nicht nur gebündeltes Zeichen des Protestes, sondern direkte Aktionen, die zeigen, dass eine andere Welt möglich ist. Vor allem setzen wir jedoch ein Zeichen! Wenn wir an vielen Orten Camps organisieren, zeigen wir auch unseren Unmut und erreichen damit eine größere Öffentlichkeit, als wenn wir alleine aktiv würden.
Weiterhin rufen wir dazu auf am 14. November Vollversammlungen an möglichst vielen Bildungsstätten Vollversammlungen zu organisieren, um konkrete politische Forderungen abzustimmen.
Unserer Forderungen (können lokal gerne abgewandelt und angepasst werden):
- Ein edingungslose Studierendenhonorar in Höhe von mindestens 840 € monatlich. Dieses soll unabhängig von Alter, Semesterzahl, Leistung, und Einkommen der Eltern sowie bedarfsdeckend sein und als Vollzuschuss an Student*innen gezahlt werden.
- Es muss eine bedarfsgerechte Finanzierung einschließlich der flächendeckenden Schaffung von 50.000 neuen unbefristeten Stellen im akademischen Mittelbau und 7.000 neuen Professuren gewährleistet sein.
- Funktionierende Mietpreisbremse, von Leerstand und mehr Sozialer Wohnungsbau