Prinzipiell könnt ihr die Zielgruppe der Werbung grob schematisch und vereinfacht in drei Gruppen einteilen, die alle etwas unterschiedlich erreicht werden:
Die üblichen Verdächtigen
Bei diesen müsst ihr Euch am wenigsten anstrengen. Ihr seht sie sowie so öfter und sie hängen meistens vor Ort ab. Wenn ihr die \Werbung über eure üblichen Kommunikationsmittel verbreitet, kriegen die das normalerweise von selbst mit. Es ergibt Sinn, örtliche Strukturen in euer Projekt mit einzubeziehen und sie um generelle Hilfe und Hilfe bei der Werbung zu bitten. Das hilft zum einen bei der Identifizierung mit dem Projekt, zum anderen seid ihr dann sicher, dass sie es auch wirklich über ihre Verteiler, Homepage, etc. bewerben.
Das Fachpublikum der überregionalen linken Szene
Dazu kommen die Leute aus der linken Szene, die nicht direkt vor Ort wohnen, aber sich besonders für euer Thema interessieren. Hier kann die Ansprache ruhig etwas szenetypisch sein. Sie nehmen auch weite Anfahrten in Kauf, wenn sie das Programm überzeugt. Eure Veranstaltung sollte daher etwas Besonderes bieten, zum Beispiel eine sehr gute Referentin, eine bekannte Band etc.
Hier ist eine sehr frühzeitige Werbung wichtig, weil diese Menschen den Termin meistens einplanen müssen. Es empfiehlt sich, ca. 1–2 Monate vorher, große Pakete mit Flyern und Plakaten zu schnüren und diese an linke Freund*innen, an Infoläden und linke Zentren zu schicken.
Das linksoffene Bürger*innentum
Es wäre eine Illusion anzunehmen, viele Leute zu mobilisieren, die bisher überhaupt gar keine Affinität zu linkem Gedankengut hatten und noch nie irgendwie aktiv waren. Dennoch besteht das linksoffene bürgerliche Milieu in jeder Region immer noch aus Zehntausenden, potenziell interessierten Menschen, die irgendwie erreicht werden müssen. Hier hilft:
- Plakatieren an allen möglichen Orten
- Flyer in Bars und Läden auslegen
- Regionale Pressearbeit
V.i.S.d.P
Es empfiehlt sich, auf für Plakate und andere Druckerzeugnisse ein V.i.S.d.P. (Verantwortlich im Sinne des Presserechts) zu schreiben. Das bedeutet, V.i.S.d.P. und danach einen Namen und eine Adresse eines Menschen oder einer Organisation zu nennen.
Denn wenn Leute Druckerzeugnisse verteilen, sind sie juristisch für den Aufruf verantwortlich, es sei denn, es ist ein V.i.S.d.P. angegeben, dann ist die genannte Person verantwortlich. Presserecht ist Landesrecht und in vielen Bundesländern ist es strafbar, politische Flyer ohne V.i.S.d.P. zu verteilen.
Falls ihr niemanden von euch angeben wollt, ist es möglich, eine Person zu erfinden, dann sind die Verteilenden fein raus, die Polizei kann aber immer noch die Druckerzeugnisse sicherstellen. Wenn ihr ganz sichergehen wollt, könnt ihr daher auch Personen aus dem öffentlichen Leben oder mit Immunität vor Strafverfolgung (Parlamentsabgeordnete) fragen, ob sie nicht als V.i.S.d.P. für euch ihren Namen hergeben.
Plakate
Um eine breite Öffentlichkeit vor Ort zu erreichen, bieten sich Plakate an. Diese können entweder mit einer Vorlaufzeit von 1–2 Wochen übers Internet farbig gedruckt werden oder relativ spontan im Copyshop eures Vertrauens auf A3 (evtl. auf farbigem Papier) gedruckt werden. Überlegt euch, wen ihr erreichen wollt und wo die besten Plätze zum Plakatieren sind. Wo kommen viele Menschen vorbei? Je nach Inhalt und Art der Aktion kann es sinnvoll sein, in Läden im Viertel zu gehen und einfach zu fragen, ob sie ein Plakat in ihrem Laden aufhängen. (Bei Filialen großer Ketten wird dies meist verneint).
Das wirksamste Plakatieren bleibt aber das Wildplakatieren, weil in großer Stückzahl viele Orte erreicht werden können. Auch hier gibt es verschiedene Stufen des Wildplakatierens. Mit (breitem) Tesa kann euch eigentlich niemand was, weil es rückstandslos wieder entfernbar ist. Das geht also auch tagsüber vor allen Leuten. Etwas vorsichtiger sollte man beim Plakatieren mit Kleister sein. Kleister gibt es entweder im Baumarkt (nicht den billigsten nehmen) oder man kocht eine Stärke-Wasserlösung (Verhältnis 300g/l) kurz auf, Diese Mischung hält sehr gut, besser als die meisten Kleister. Sind diese Plakate auf glatten Flächen erst einmal getrocknet, sind sie relativ schwierig abzubekommen und bleiben entsprechend lange hängen. Sollten sie dennoch immer wieder zu schnell verschwinden, kann feiner (Vogel-) Sand mit unter den Kleister gemischt werden, dann fällt das Abreißen noch schwerer. Vorsicht ist bei untergemischten feinen Glassplittern angebracht, und es sind auch nicht immer Nazis, die die Plakate abknibbeln.
Schnell, unkompliziert und spontan, dafür teurer, ist Sprühkleber zum Plakatieren. Den gibt es auch im Baumarkt.
Am besten geht ihr beim Wildplakatieren an einem trockenen Tag zu dritt los, um alle Aufgaben aufzuteilen (Plakat hinhalten; kleistern; Schmiere stehen) und mal durchzuwechseln.
Flugblätter, Flyer und Plakate verteilen
Flugis zu verteilen, ist eine gute Aktion, um mir wenig Aufwand Debatten anzuregen oder Veranstaltungen anzukündigen. Natürlich könnt ihr auch die Flugis und Plakate unter euch aufteilen und alle verteilen sie irgendwie. Leider sind dann aber oft doch nicht alle richtig motiviert und das Material verstaubt in Wohngemeinschaften. Daher empfiehlt es sich zu planen, wer wann in Teams flyern und plakatieren geht, das ist lustiger und sicherer. Im Idealfall habt ihr eine Liste von Orten, an denen ihr Flyer auslegen und Plakate aufhängen dürft.
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- Folgende Fragen könnt ihr nach Stadtvierteln aufteilen:
- Wer geht tagsüber flyern?
- Wer bringt am frühen Abend Flyer und Plakate in Läden und Bars?
- Wer geht nachts plakatieren?
Faustregel:
-> Ihr verteilt zu zweit 300–900 Flyer in einer Stunde in Innenstädten.
+ Ein Plakat und etwa 20 Flyer pro Bar und Laden reichen in der Regel.
+ Ihr plakatiert in einer Nacht 60–120 Plakate bei einem sehr großen (oder zwei kleinen) Eimer(n) Kleister.
Onlinekalender für linke Veranstaltungen und Aufrufe
linksunten.indymedia.org
radar.squat.net/
protest.net/
+ Weitere lokale Veranstaltungskalender
1 Comment
Antonia April 07, 2020
Danke euch für den Hinweis, dass eine verantwortliche Person oder Organisation auf den Flyer gehört. Wir haben recht spontan eine Veranstaltung auf die Beine gestellt und Flyer drucken lassen, die das nicht beinhalteten. Wir haben dann nur die Online-Kanäle genutzt, aber das Interesse war mäßig.
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