Bei vielen Student*innen steht derzeit der Kühlschrank leer. Grund dafür ist der Wegfall vieler studi-typischer Jobs, der dazu geführt hat, dass etwa 40% aller Student*innen vorerst ohne Arbeit dastehen. Anspruch auf Grundsicherung besteht nicht und der versprochene Notfallfond ist bei Weitem nicht so unbürokratisch wie im Vorfeld versprochen. Um nicht komplett in den finanziellen Ruin abzusacken, haben Studierende bereits für den Anspruch auf Grundsicherung ihr Studium abgebrochen. Jedoch ist die Situation auch für solche, die ihren Job behalten konnten, bei Weitem nicht unproblematisch. So wird für Student*innen mit Kindern, wenn die KiTas schließen, das Kinderzimmer zum Hörsaal, Seminarraum und Büro. Lohnfortzahlung bei fehlender Kinderbetreuung gibt es nicht, zumindest nicht für studentische Hilfskräfte. So muss die ein oder andere Nachtschicht eingelegt werden, um alles unter einen Hut zu bekommen. Die Öffnung des BAföGs, die zur Entspannung dieser Situation hätte beitragen können, wurde von Bundesbildungsministerin Anja Karliczek abgelehnt. Dabei scheint ihr die finanziell erschreckende Lage, in der sich ein Großteil der Studierenden derzeit befinden nicht klar zu sein.
So viel zur Finanzierung, doch darüber hinaus muss auch ein Blick auf die eigentliche Hochschullehre geworfen werden, die derzeit Corona-bedingt auf Onlinelehre umgestellt wurde. Onlinelehre, schön und gut, doch wie durchdacht ist das Ganze eigentlich? Dass Deutschland, was die Digitalisierung angeht, im internationalen Vergleich seit Jahren hinterherhinkt, ist kein Geheimnis. Das zeichnet sich auch an den Schulen und Hochschulen ab. Viele Dozierende sind mit der Technik überfordert und viele Fragen, gerade im Bereich Datenschutz sind ungeklärt. So entstanden beispielsweise Situationen, in denen Dozierende ihre Studierenden dazu aufforderten, das Webinar mit eingeschalteter Webcam zu begleiten, um während der gesamten Veranstaltungszeit die Anwesenheit überprüfen zu können. Das ist zum einen in Hinblick auf den Datenschutz höchst problematisch und zeigt zum andern, wie unvorbereitet Dozierende mit dem Thema Onlinelehre umgehen und wie wenig Wissen diesbezüglich vorhanden ist.
Weiterhin problematisch sind die technischen Voraussetzungen, die gegeben sein müssen, um an der Onlinelehre überhaupt teilnehmen zu können. Stabile Internetverbindung, ein funktionierenden PC, ein Mikrofonanschluss und eventuell eine Webcam sind die Mindestvoraussetzungen, die jedoch nicht immer erfüllt werden können. Gerade Studierende aus einkommensschwächeren Schichten verfügen nicht über die finanziellen Mittel, um alle Anforderungen der Onlinelehre zu erfüllen, und sind somit gegenüber Studierenden aus einkommensstärkeren Schichten im Nachteil – Chancenungleichheiten verschärfen sich. An einigen Hochschulen, beispielsweise in Kassel gab es dahingehend Aktionen, dass ausrangierte Notebooks an Studierende, die nicht über ein funktionierend Notebook verfügen verschenkt wurden, doch der Bedarf ist groß und die finanziellen Mittel stehen nicht überall und meist auch nicht in ausreichender Höhe zur Verfügung.
Auch der Übergang vom Studium in den Beruf oder die Sammlung von Berufserfahrungen im Pflichtpraktikum ist derzeit nur eingeschränkt möglich. Studierende berichten von Job- und Praktikumsangeboten, die kurzfristig Corona-bedingt zurückgezogen wurden, was die Studierenden in ihrer Studienmobilität massiv einschränkt. Auch hier müssen Regelungen gefunden werden, dass sich die Pandemie nicht nachteilig auf das Studium auswirkt.
Von der Finanzierung über die Studienbedingungen bis hin zum Berufseinstieg, lässt sich aufgrund der Pandemie die Vertiefung von sozialen Ungleichheiten beobachten. Viele Fragen sind dabei noch ungeklärt. Ein schnelles Handeln der Politik ist nötig!
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