Die Ansprüche von Schüler*innen und Student*innen mit “Behinderung” oder chronischer Erkrankung werden im Bildungs- und Hochschulsystem nicht beachtet. Dies betrifft sowohl bauliche Maßnahmen, als auch Nachteile im Lernalltag – die Unflexibilität der Schul‑, Studien- und Prüfungsorganisation stellt ein großes Problem dar. Barrierefreiheit muss in einem umfassenden Sinn als Leitziel für eine progressive (Hoch-)Schulreform verstanden werden.
Außerdem sind “Behinderungen” gesellschaftlich geschaffen und keine Eigenschaften, die Personen von Natur aus zukommen. Es sind gesellschaftliche Verhältnisse, die Menschen behindern oder “krank” machen. Es entscheiden sozial produzierte Barrieren darüber, wer Zugang zu welchen Ressourcen hat. Diese Beschränkungen müssen aber nicht hergestellt werden. Eine andere Welt ist möglich.
Auch die Rede von “Krankheit” ist eine gesellschaftliche Zuschreibung, die bestimmte Personengruppen und Verhaltensweisen diskriminiert. Solcherlei Zuschreibungen wandeln sich historisch stark, sie ziehen empirisch allerdings beträchtliche gesellschaftliche Ausschlüsse und Diskriminierungen nach sich. Aktuell richten sich vorherrschende Begriffe von Krankheit – insbesondere innerhalb der Psychologie – v.a. nach Funktionalitäts- und Verwertbarkeitskriterien. Wer im gesellschaftlichen Lebens- und Arbeitsprozess unter den gegebenen Umständen nicht mitmachen kann oder will, gilt als “krank”. Wir fordern, dass gesellschaftlich produzierte Leidensdrücke und Ausgrenzungen nicht dem Individuum angelastet werden, vielmehr sollen ihre Ursachen durch eine Änderung sozialer Verhältnisse beseitigt werden.
Daher streiten wir gegen Leistungsdruck, Selektion und Barrieren, wie sie aus der Gestaltung der (Hoch-)Schulen, dem ausschließenden Modell der aktuellen Schulformen und der Lehrinhalte von (Hoch-)Schulen, sowie aus starren Studienordnungen und Lehrplänen resultieren. Auch in diesem Zusammenhang zeigt sich, wie repressiv Maximal- und Regelstudienzeit, sowie Normvorstellungen im Schulwesen sind.
Enthindert lernen!
- By Redakteur:in
- on 8. April 2015
- in Aktuelles, Positionen