Bildung und Wissenschaft sollen der Befreiung von Individuum und Gesellschaft dienen. Im Kern geht es darum, Menschen zu befähigen, sich und ihre Umwelt nach ihren Bedürfnissen zu gestalten. Dazu müssen alle Menschen die Gelegenheit erhalten, ihre Potentiale frei zu entfalten und sich zu selbstbestimmten Individuen zu entwickeln. Gleichzeitig muss die Gesellschaft so eingerichtet werden, dass es allen gleichermaßen möglich ist, an ihr teilzuhaben. Die Realität sieht leider anders aus!
In Deutschland werden weite Teile der Gesellschaft von Bildung und Wissenschaft ausgegrenzt. So hängt der Zugang zu “höheren” Bildungseinrichtungen hierzulande stark von dem Bildungsgrad und dem Geldbeutel der Eltern ab. Die Chance, ein Abitur erfolgreich abzuschließen, ist für ein Kind von Akademikereltern mehrfach höher, als für ein Kind, dessen Eltern nicht studiert haben. Diese Benachteiligung wird an der Hochschule noch weiter verstärkt. Dafür können weder Kinder noch Eltern etwas. Das Bildungswesen ist schuld. Schließlich dienen Schule und Hochschule leider vor allem der “Besten”-Auslese und nicht der Vermittlung wertvoller Fähigkeiten. Das Wissen darum, wie man am besten sinnlose Prüfungen besteht, haben vor allem die Eltern, Bekannten oder Freund*innen, die selber solche Prüfungen schon bestanden haben. Kein Wunder also, dass lähmende Prüfungsangst vor allem diejenigen trifft, deren Eltern nie an einer vergleichbaren Bildungseinrichtung gelernt haben.
Überhaupt: Warum eigentlich die ganzen Prüfungen, die doch alle rein gar nichts darüber aussagen, was wir können oder schon verstanden haben?
Jedenfalls werden so Menschen ausgegrenzt, die das Pech haben, von Eltern ohne akademischen Hintergrund zu stammen. Übrigens ist es reiner Selbstbetrug der “Erfolgreichen”, wenn sie glauben, sie seien von Natur aus schlauer. Vor einigen Jahrzehnten standen ihre Eltern oder Großeltern vor ähnlichen Problemen, denn damals wurden noch größere Kreise vor den Toren der Gymnasien und Unis abgewiesen. Bildung dient ja gerade dazu, dass Menschen sich weiterentwickeln, Dinge verstehen und neue Probleme erkennen. Das Gedankenexperiment der Ausgrenzung lässt sich übrigens immer weiter ausdehnen: Am Ende kommen wir an einen Punkt in der Geschichte, an dem es schon revolutionär erschien, dass 3 % eines Jahrgangs studieren dürfen.
Nicht weniger problematisch sind die hohen privaten Kosten, die Bildung in Deutschland mit sich bringt: Schlechte Betreuung und Lehre zwingen viele in privat finanzierte Nachhilfe. Sie wird zunehmend wichtig, um Auswahltests zu bestehen. Selbstverständlich können sich nicht alle derlei zusätzliche Angebote leisten. Auch Bildungsgebühren und die hohen Kosten der Studienfinanzierung sind nicht für alle bezahlbar. Besonders ungerecht sind kostenpflichtige Auswahltests und Studiengebühren. Vielfach wird aus Geldsorgen erst gar kein Studium begonnen. Wer es dennoch wagt merkt schnell, dass eine Selbstfinanzierung via Nebenjobs vom eigentlichen Zweck des Studiums abhält. Zum lernen bleibt keine Zeit mehr. Der Studienabbruch ist die Folge.
Wir fordern daher:
- Eine Schule für alle, die alle befähigt zu studieren
- Eine bessere Betreuung: Mehr und besser ausgebildetes Lehrpersonal
- Kleinere Klassen und Kurse
- Bedingungsloses Grundeinkommen für alle Menschen – Schluss mit Paternalismus!
- Abschaffung aller Studiengebühren (inkl. Verwaltungsgebühren)
- Abschaffung von Noten, Sitzenbleiben und Auswahltests
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