In einer neuen Studie wurden die Anteile von politischer Bildung am Unterricht deutscher Schulen untersucht. Zwar ist Bildung ist Ländersache und deshalb variiert die Intensität, mit der Politik unterrichtet wird, sehr stark von Bundesland zu Bundesland, doch insgesamt ist die Intensität in allen Ländern sehr gering.
Der Professor Reinhold Hedtke unterteilt die Bundesländer anhand der Wichtigkeit von Politikunterricht in drei Kulturen: In die Missachtungskultur der politischen Bildung, worunter zum Beispiel Bayern und das Saarland fallen, in die Kultur der Mittelmäßigkeit und in die Anerkennungskultur. Dieser Kategorie gehören Bundesländer wie Hessen oder NRW an, die dem Politikunterricht viele Stunden im Stundenplan einräumen.
Im Vergleich des Politikunterrichts an Gymnasien in den Bundesländern schneidet Bayern am schlechtesten ab: Anhand der Stundentafeln an bayrischen Gymnasien lässt sich feststellen, dass das Fach Politik nur ein Jahr lang in der Sekundarstufe 1 eine Stunde pro Woche unterrichtet wird. Das ist erschreckend wenig, wenn man bedenkt, dass in Bremen, Hessen, NRW und Schleswig-Holstein bereits ab der 5. Klasse regelmäßig der Politikunterricht stattfindet. Am meisten Zeit wird in Hessen und NRW für den Politikunterricht an allen Schulformen eingeplant.
Trotzdem besteht der Politik und Wirtschaftsunterricht in NRW beispielsweise nur aus circa 17–20min politischer Bildung. Der größere Teil der Stunde widmet sich dem Fachbereich der Wirtschaft, wie Reinhold Hedtke in seiner Vergleichsstudie errechnete. Außerdem hat ein*e Schüler*in nur durchschnittlich 20 Sekunden im Politikunterricht Zeit, über den eigenen politischen Standpunkt zu diskutieren. Das zeigt, dass die Stundentafeln zwar das bildungspolitische Interesse eines Bundeslands zeigen, wie die tatsächliche Gestaltung des Politikunterrichts aussieht, ist jedoch unterschiedlich.
Die größere Bedeutung der Wirtschaft im Politikunterricht könnte eine Errungenschaft darstellen, wenn Wirtschaft tatsächlich politisch betrachtet würde. Leider werden Ökonom*innen an der Hochschule keineswegs politisch gebildet. Somit haben sowohl das akademische Wissen über den Kapitalismus als auch die späteren Lehrkräfte große Schwierigkeiten den eigentlichen Ansprüchen des Politikunterrichts gerecht zu werden. Insofern müsste in weiteren Studien geklärt werden, inwiefern der wirtschaftliche Teil des Unterrichts einer politikwissenschaftlichen Betrachtung unterzogen wird. Insgesamt ist es problematisch das Politik oft fachfremd unterrichtet wird. Zudem wird das aktuelle politische Geschehen nur selten behandelt.
Politische Bildung ist wichtig. Sie ist die Notwendigkeit um gegen Politikverdrossenheit vorzugehen und sich für die politische Mündigkeit und das politische Verständnis von Menschen einzusetzen. Die Schule sollte das Interesse an Politik von Schüler*innen fördern, ihnen so eine aktive Teilnahme am Geschehen ermöglichen und demokratische Bürger*innen in die Berufswelt entlassen.
Zu wenig politische Bildung an deutschen Schulen
- By Redakteur:in
- on 9. Mai 2018
- in Material
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