Die Kompetenzideologie des neoliberalen Kapitalismus und die befreiende Pädagogik Paulo Freires
Wer über emanzipatorische Bildung sprechen will, kommt um Paulo Freire nicht herum – noch immer. Woher rührt seine Aktualität? Sie hat vor allem damit zu tun, dass Freire bis in die 1990er Jahre hinein die Entwicklung und Weiterentwicklung des Neoliberalismus in Lateinamerika hautnah erlebt und reflektiert hat: von dem Putsch in Chile vor genau 50 Jahren bis hin zu der flächendeckenden Durchdringung der Gesellschaften mit dem neoliberalen „Geist“ und seiner Ökonomie. Inzwischen haben wir es mit einer Verschärfung der durch den neoliberalen Kapitalismus produzierten Krisen zu tun, zugleich aber mit seiner Absicherung durch die Bildungseinrichtungen, die vor allem durch die Digitalisierung – die „Antwort auf alles“ – vorangetrieben wird. Das neoliberale Subjekt ist nicht nur „kompetent“ und „handlungsfähig“, es ist auch „digital“. Es wird zu der „Bereitschaftsmaschine“, die Situationen lediglich bewältigt, anstatt sie grundlegend zu verändern.
All das zeigt sich auch in der Schule. Die Perspektive der befreienden Pädagogik Freires hilft uns, sowohl die Situation in der Schule zu verstehen als auch emanzipatorische Ansätze in den Blick zu nehmen.
Referenten:
Andreas Hellgermann, Lehrer an einem Berufskolleg in Münster, Mitarbeit im Arbeitskreis Religionslehrer*innen des Instituts für Theologie und Politik in Münster.
Andreas Luttermann, Lehrer an einer Sekundarschule, Förderschullehrer; politisch aktiv in der Gruppe ‚Kritische Lehrer*innen Münster‘; ursprünglich im Bereich der Pädagogik mit Schüler*innen mit einer sogenannten ‚Geistigen Behinderung‘ ausgebildet und tätig, lange berufliche Erfahrung im Bereich der Inklusion; eigene bzw. gemeinsame Bildung in Lesekreisen und politischer Praxis.
Von Andreas Hellgermann gibt es zu lesen:
- kompetent. flexibel. angepasst. Zur Kritik neoliberaler Bildung
- Künstliche Intelligenz oder kritische Vernunft. Wie Denken und Lernen durch die Digitalisierung grundlegend verändert werden (mit dem Arbeitskreis Religionslehrer*innen im ITP)
- und zuletzt: Instrumentelle Vernunft und linke Politik, in dem kürzlich erschienenen Aufsatzband des Mandelbaumverlages: Emanzipatorische Wissenschaftskritik, herausgegeben von Martin Birkner
Beide haben mitgearbeitet an der Broschüre „Die Schule brennt“.
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