Das Wissenschaftsministerium in Rheinland-Pfalz möchte die Benachteiligung von Frauen* in der Wissenschaft beseitigen. Dazu möchte es im Rahmen einer Gesetzesreform vorschreiben, Gremien der akademischen Selbstverwaltung quotiert zu besetzen. Hört sich sinnvoll an, oder?
Nun hat ein Großteil der Mainzer Professorinnen einen offenen Brief formuliert, in dem sie erläutern, warum Sie diese Regelung für eine Benachteiligung von Frauen halten. In der Wissenschaft gilt Gremienarbeit nämlich eher als Last denn als ein Privileg. Eine Karriere in diesem Feld hängt an Publikationen und Netzwerkarbeit. Ein Gremium mit Professor*innen anderer Disziplinen oder “unwichtiger” Studis hilft da kaum.
Daraus können wir schlussfolgern: Eine feministische Politik muss bereits wesentlich früher ansetzen. Die Barrieren für Frauen, Wissenschaftler*innen zu werden und zu bleiben, müssen abgebaut werden. Zumindest übergangsweise müsste so eingestellt werden, dass die Geschlechterverhältnisse im Wissenschaftsbetrieb ausgeglichen werden. Das heißt es müssen in nächster Zeit deutlich mehr Frauen als Männer eingestellt werden. (Zur Erinnerung: nur 20 % der höchst besoldeten W3-Professuren werden von Frauen besetzt.)
Weiterhin müssten sich die Arbeitsbedingungen und Entscheidungsstrukturen in Wissenschaft und Bildung verändern. Denn unter den bestehenden Arbeitsbedingungen werden soziale Gruppen benachteiligt, die über weniger Geld verfügen oder weniger soziale Bezüge zur Wissenschaft haben.
Für Daueraufgaben, müssen daher Dauerstellen geschaffen werden. Anzahl und Volumen der Stellen müssen auch die anfallenden Aufgaben abdecken, damit keine unbezahlte Arbeit erzwungen wird. Qualifikationsarbeiten müssen als Arbeit und nicht als Freizeitbeschäftigung anerkannt werden.
Gleichzeitig müssen Hierarchien abgebaut werden und das Wissenschaftssystem als Ganzes demokratisiert werden. Solange Hochschulleitung und Professor*innen derart mächtig sind, werden Ausschlüsse begünstigt. Das momentane Anerkennungssystem in der Wissenschaft begünstigt Männerbünde und schließt systematisch Arbeiter*innen aus. Nicht zuletzt führen die herrschenden Anerkennungssysteme auch zu Entpolitisierung und Mauschelei. Wenn die Arbeit in gewählten Gremien ein Wettbewerbsnachteil ist, läuft einiges grundlegend falsch…
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