Debattenanstoß zu funk u.ä.
Die grundlegende Frage ist, wo Aufklärung aufhört und Ideologie anfängt. (Bzw. anders herum.) Letztlich geht es damit auch um die Frage, was überhaupt Bildung und Aufklärung sind. Polemisch gefragt: Wohnt der Verkürzung von Inhalten nicht schon ein paternalistischer Zug inne, wenn man den Adressat*innen nicht genug Wissen oder gar Verstand zutraut? Diese Frage ist besonders dann relevant, wenn es um (tendeziell) monologische Medien oder um Marktanteile geht.
funk bedient sich Vorurteilen um Reichweite zu generieren. [1] So gibt es die Rubrike “Ich hate da mal eine Frage”, für die funk selber zu chauvinistischen Aussagen aufruft. Im aufgeführten Artikel von der NW geht es konkret um fat-shaming, also der Bloßstelltung von Menschen, die als “über“gewichtig wahrgenommen werden.
funk präsentiert ihr Meinungsblogger*innen als Stimme der Kritik und der Vernunft, obwohl diese sich in tendenziöse Meinungsmache verwickeln. Diese würde ich sogar als manipulativ ansehen.
Als Beispiel könnten die Beiträge der ehemaligen AfDler*in Franziska Schreiber angesehen werden, die auf viele Menschen sicherlich sehr überzeugend wirken. funk ordnet die Haltung dieser “Journalistin” an keiner prominenten Stelle ein. Auf Rückfrage, gesteht die Redaktion ein, dass damit “rechte” Positionen repräsentiert werden sollen.[2] Das kann Johanna Schreiber auch sehr gut. Denn sie ist erklärte Antifeministin [3], für Nationalstolz [4], gegen Body-Positivity [5] für Atomkraft [6] und will auch nicht, dass wir von Nazis reden [7]. Die gäbe es nämlich gar nicht mehr, und nichts hat mit irgendwas zu tun. Dabei können für Viele Menschen ihre Beiträge als überzeugend erscheinen. Sie sind schließlich gut vorbereitet, liefern ein paar Infos und sind technisch gut vorgetragen. Genauer bleuchtet, verdecken ihre Beiträge allerdings Vieles und sind daher eindeutig manipulativ.
In ihrem Beitrag zum Ausdruck “Nazi” nimmt sie bespielsweise die Position ein, dass Nationalsozialismus nicht verharmlost und relativiert werden sollte. Soweit richtig. Sie geht allerdings darüber hinaus und behauptet: Heutige Chauvinismen sollten nicht über das Lable “Nazi” in Verbindung mit dem NS gebracht werden, weil dies der Einmaligkeit damaliger Gräultaten nicht gerecht würde. Viele Menschen werden das nachvollziehbar finden. Zumal im Video eine riesige Ansammlung von ausgemergelten Leichen gezeigt wird, während sie Anti-Rassist*innen des Relativismus bezichtigt. Dagegen werden jegliche Handlungen, die zur Shoa geführt haben als harmlos und unbedeutend abegstuft. Die Täter*innen verschwinden hinter einem Leichenberg.
Allerdings unterschlägt die Verharmlosung von heutigen (“Alltags”-)Rassist*innen, dass passive und aktive Unterstützung des NS in Deutschland allgegenwärtig war — und damit leider Alltag. Sicher gibt es berechtigte Gründe den Terminus “Nationalsozialismus” zu schärfen. Darüber darf nicht verdeckt werden, dass die Unterstützung dieser Ideologie nicht erst bei der Befehligung der Waffen-SS anfängt. Wegschauen und einfach so tun als wäre alles in Ordnung, ist auch schon Mit-Täter*innenschaft. Für den NS in den Krieg ziehen geht einen bedeutenden Schritt weiter. Und damit sind die vielen, vielen damaligen Wähler*innen, Unterstützer*innen, Beamt*innen, Profiteur*innen etc. noch gar nicht benannt.
Die Unterstützung faschistischer Politiken fängt früher an als rechte Kommentator*innen zugeben wollen. Damit verschleiern sie die Ursprünge des Faschismus und verharmlosen heutige Gewalt. Menschenfeindliche Ideologien, Politiken, ja sogar Morde, werden so als “normal” oder zumindest nicht besonders dramatisch hingestellt. Wer heute keinen Zusammenhang zwischen dem so genannten Rechtspopulismus und dem historischen Faschismus erkennen kann, dürfte in Deutschland nach dem Krieg auch kaum Nazis gefunden haben. Vor diesem Hintergrund sollten wir lieber über personelle, rechtliche, inhaltliche und institutionelle Kontinuitäten des NS sprechen, statt ihn als singulär, hermetisch abgeschlossenes Ereignis zu bregreifen.
Das wäre Aufklärung. Die von funk verbreitete Verschleierung ist das Gegenteil, nämlich Ideologie.
Ich möchte daher vor funk ausdrücklich warnen! Es sollte nicht weiterempfohlen, sondern ausdrücklich problematisiert werden.
[1] https://www.nw.de/…/22265003_Neun-Minuten-Body-Shaming-im‑o…
[2] https://www.nw.de/…/22505295_Rechtsruck-im-Jugendkanal-Eine…
[3] https://www.youtube.com/watch?v=1mBl1AqFRs8
[4] https://www.youtube.com/watch?v=9xxBKGctIr0
[5] https://www.youtube.com/watch?v=Grd-f9Dz4wk
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Dies ist ein Debattenbeitrag, die Verurteilung “jugendlicher” Meinungs- und Nachrichtenangebote, wird nicht von der gesamten Redaktion geteilt. Hier soll nur ein Schlaglicht geworfen werden.
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