Ein bedeutender Missstand im Erziehungs‑, Bildungs- und Wissenschaftssystem stellen noch immer die prekären Arbeitsverhältnissen. Unter ihnen leiden die Beschäftigten, die Lernenden, die Bildung überhaupt.
Von KiTa über Schule oder Jugendarbeit bis hin zur Universität: Überall mangelt es an Personal. Doch schlechte Betreuungsrelationen sind nachteilig für alle Beteiligten. Für die Beschäftigten ist der Personalmangel ein Leid, weil sie die fehlende Arbeit auffangen müssen. Überstunden und massiver Leistungsdruck sind die Folge. Doch egal wie sich die Kolleg*innen im Einzelnen ausbeuten (Lehrer*innen arbeiten im Schnitt 48:18 Stunden die Woche), das Ziel ihrer Arbeit muss bei einem solch eklatanten Personalmangel ebenfalls leiden.
Denn individuelle Bildung, die auf Interessen, Bedürfnisse und bisherige Fähigkeiten gut berücksichtig ist unter diesen Umständen kaum möglich. Defizite und soziale Benachteiligungen können nur mit Zeit und Ruhe für die ausgeglichen werden. Beziehungsarbeit geht im Stress und Überforderung unter.
So wird Bildung ad absurdum geführt: Wo Lehre Effizienzanforderungen unterworfen wird, bereitet sie vor allem auf Prüfungen vor, die schließlich als Selbstzweck erscheinen. Schule und Hochschule wirken dann als Selektionsmaschinen, in denen Vielen angst und bange wird. Es gibt keinen effektiveren Weg, um Wissbegierde und forschende Neugier abzuerziehen. Besonders betroffen ist selbstverständlich die Subalterne. Also jene Gruppen, die marginalisiert sind, seien es Arbeiter*innenkinder, Migrant*innen oder Kinder aus ländlichen Regionen. Wer gegen dieses Unrecht vorgehen möchte, kommt um eine Einstellungsoffensive nicht herum.
Allein in Deutschland fehlen 200.000 Erzieher*innen. Ähnlich groß ist die Zahl an Lehrer*innen die eingestellt werden müsste, um eine sinnvolle Betreuung zu ermöglichen. Auch an den Hochschulen müsste zusätzliches Personal bereitgestellt werden, um Massenvorlesungen und stupiden Prüfunge abzuschaffen. Wollte man eine Professur pro 20 Studierende einrichten, müssten 60.000 zusätzliche Professuren geschaffen werden. Im Mittelbau müssten vsl noch mehr Stellen geschaffen werden.
Doch nicht allein die Anzahl an Beschäftigten ist entscheidend. Auch ihre Bezahlung, ihre Vertragsdauer und das Volumen der Stelle. Insbesondere an Hochschulen wird hier unglaublicher Missbrauch betrieben. Teile der grundständigen Lehre werden von einem akademischen Prekariat gestemmt, den Lehrbeauftragten. Sie befinden sich nicht in einem Sozialversicherungspflichtigen Arbeitsverhältnis, sondern erhalten einen Werkvertrag, der meist das Volumen ihrer Arbeit weit unterschätzt. Sie haben keinen Urlaubsanspruch, keinen Mutterschaftsschutz und erhalten keine Lohnfortzahlung bei Krankheit. Ähnlich desolat sieht die Situation für studentische Beschäftigte im Bereich Forschung und Lehre aus. Ohne sie würde das System Hochschule nicht funktionieren. Gedankt wird ihnen das nicht. Sie erhalten meist gerade einmal den Mindestlohn, müssen Fehltage aufgrund von Krankheit oft nacharbeiten, haben häufig keinen eigenen Arbeitsplatz, sitzen auf absoluten Kurzzeitverträgen, machen vielfach unbezahlte Überstunden, müssen sachfremde Aufgaben erledigen. Kurz: Sie werden massiv ausgebeutet. Das passt ins Bild. Denn auch viele andere Beschäftigungsgruppen an Hochschulen stehen nicht sonderlich gut dar. Zu fragwürdiger Bekanntheit ist inzwischen die miserable Situation vieler Beschäftigter im Mittelbau geworden, die sich über Jahre von Vertrag zu Vertrag hangeln, oft auf Stellen die unrealistisch klein angesetzt sind. Familienplanung ist in diesem Berufsfeld nicht möglich.
Hintergrund dieser Ausbeutung ist die zur Staatsräson erhobene Sparpolitik. Wo es an Geld mangelt, sehen „kreative“ Leitungen von Bildungseinrichtungen gezwungen, Arbeitskräfte auszubeuten. Besonders perfide ist die Praxis einiger Schulleitungen, Lehrkräfte bis zu den Sommerferien befristet einzustellen und sie dann wieder ab Beginn des neuen Schuljahres unter Vertrag zu nehmen. So spart man sich den bezahlten Urlaub. Das ist natürlich widerrechtlich und wird dort wo es geschieht von Gewerkschaften vor Gericht gebracht. Doch die Praxis zeigt sehr gut, wo das Problem im Deutschen Bildungswesen liegt.
Es müssten knapp 200.000 zusätzliche Erzieher*innen und genauso viele Lehrer*innen eingestellt werden, um eine sinne
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