(Anmeldung für die Teilnahme an der Tagung unten möglich)
Vom 3.–5. Juni veranstaltet das Bündnis “Lernfabriken …meutern!” in Mannheim die Tagung “Wissenschaft, Demokratie und bürgerlicher Staatsapperat”. Es ist möglich im Rahmen dieser Veranstaltung eigene Vorträge oder Workshops einzubringen. Bitte meldet euch bei uns, wenn ihr daran Interesse habt. Unseren Kontakt findet ihr auf dieser Homepage.
Bildung und Wissenschaft werden in der Moderne als Garanten von Aufklärung und Emanzipation verstanden. Mit ihnen sind Fortschrittsversprechen verbunden, die im Wachstum von Produktivkräften und dem sichtbaren Reichtum der frühen Industrienationen ihren Ausdruck finden. In der bürgerlichen Gesellschaft ist sozialer Aufstieg, sowohl individuell als auch kollektiv, mit Wissen verbunden. Aufklärung und die rationale Modernisierung der Wirtschaft standen Pate bei der Gründung der modernen Gesellschaftsform.
Entsprechend fördern moderne Staaten, wie auch Konzerne und private Stifter Bildungs- und Wissenschaftsinstitutionen. Fraglich ist aber seit jeher, welchen Einfluss sie auf die Inhalte, Methoden und Zwecke der Bildungs- und Wissenschaftsprozesse haben. Es ist naheliegend, dass Herrschaftsinteressen die objektive Funktion staatlich, wie auch privat organisierter Bildung bedingen. Die emanzipatorische Bestimmung von Aufklärung gerät dadurch ins Hintertreffen.
Die Symptome dieser Entwicklung treten deutlich zu Tage: Schulen und Universitäten verteilen ökonomische Zugangsberechtigungen und legitimieren eine klassenförmige Wirtschaftsweise. Sie nehmen sich des Auftrages an, produktive Arbeitskräfte auszubilden und wirtschaftliche Innovationen vorzubereiten. Weniger prominent setzen sich diese Institutionen damit auseinander, ob die zeitgenössische Wirtschaftsform menschliche Bedürfnisse wirklich befriedigen zu vermag. Insgesamt befassen sich Schule und Universität auffällig wenig mit dem Zusammenhang von Herrschaft, Ausbeutung, Unterdrückung, Naturzerstörung und der modernen Wirtschaftsweise. Vielmehr wird seit Beginn der industriellen Revolution begeistert nach Ingenieur*innen, Techniker*innen und Naturwissenschaftler*innen gerufen. Als sei die Emanzipation eine rein technische Angelegentheit. Kolonialismus, Weltkriege und massenhafte Verarmung scheinen keine größere Skepsis gegenüber diesem “Fortschritt” auszulösen. Nicht einmal Shoa und menschengemachte Naturkatastrophen scheinen den Blick dafür zu eröffnen, dass Technik auch Destruktionskräfte freisetzen kann. Das Wissen über die Natur ist nicht einfach neutral und harrt einer “richtigen” Anwendung. Schon Zielsetzung und die darausfolgende Art, wie sie zum Gegenstand der Forschung gemacht wird, entscheidet über die Forschungsergebnisse.
Sind die Forschungs- und Bildungseinrichtungen Teil einer Massendressur? Mitnichten! Die naturwissenschaftliche Methodenstrenge, der Wunsch endgültige, objektive Kenntnisse zu erlangen, machen sich noch immer verdient. Die frühbürgerliche Wahrheitssuche ist nicht erloschen und sträubt sich gegen die herrschaftsinteressierte Vereinnahmung. Nur wäre es naiv zu glauben, Wissenschaft sei “frei”, “wertneutral” oder “objektiv”. Sie ist eingebunden in gesellschaftliche Interessenlagen. Diese müssen offengelegt werden und selbst zum Gegenstand der Erforschung werden. Fraglich ist darüber hinaus, wie Bildung und Forschung institutionell konfiguriert werden müssen, um ihren Vernunftsansprüchen gerecht zu werden, und nicht zu zweckrationaler Auftragsforschung oder arbeitsmarktkonformer Ausbildung zu degenerieren.
Wir vermuten, dass Wissenschaft und Bildung demokratisiert werden müssen, um die widersprüchlichen Interessen und Bedürfnisse überhaupt wahrnehmen und bearbeiten zu können. Eine rationale Durcharbeitung ideologischer Anschauungen und Interessen, die die moderne Wissenschaft begründen, kann nur gelingen, wenn Kritik gefördert wird. Dazu muss die scientific community sozial geöffnet werden. Gleichzeitig müssen die gesellschaftliche Arbeitsteilung, unbewusste Interessenlagen, die reale Nutzung von Forschungsergebnissen und die begriffliche Fundierung von Forschung, in die wissenschaftliche Arbeit einbezogen werden.
Wer sich schon als Teilnehmer*in für die Konferenz anmelden möchte, kann das gerne tun:
aktuell funktioniert unser Kontaktformular nicht. Bitte meldet euch per Mail, wenn ihr Interesse an der Veranstaltung habt: info{äd}lernfabriken(strich)meuter(dot)de
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