Heute starten wir um 14 Uhr eine Twitter-Aktion für die dringend nötige Reform des BAföG: #Bildungskrise #bafög50
Das #BAföG wurde 1971 als ein Vollzuschuss eingeführt. Es sollte dafür sorgen, dass ein Studium nicht vom sozialen Status der Eltern abhängt. Doch heute wird das BAföG seiner Aufgabe kaum noch gerecht. Das trübt die heutige Feier erheblich. Studierenden dürfte daher kaum zum Feiern zu mute sein.
Mit der Abkürzung BAföG wird eigentlich das Bundesausbildungsförderungsgesetz bezeichnet, gemeint ist aber meistens die finanzielle Förderung die Schüler:innen oder Studierende über dieses Gesetz erhalten. Das grundlegende Anliegen dieses Gesetzes ist absolut unterstützenswert. Im Unterschied zu Stipendien wird die BAföG-Förderung nicht nach Leistung vergeben wird, sondern nach ökonomischen Bedarf. Das ist insofern sinnig, als dass schulische oder akademische Leistungen stark vom sozialen Hintergrund abhängen. Wer reiche und/ oder gebildete Eltern, Verwandte, Freund:innen etc. hat viele Vorteile in Schule und Uni. In einem akademischen Umfeld wird nicht nur Wissen vermittelt, dass in Uni und Schule wichtig ist. Es wird auch ein Vertrauen in die Institutionen, die Wichtigkeit der Abschlüsse und das
Hinzu kommt noch eine weitere Ungleichheit, die eigentlich unübersehbar sein sollte: Das ökonomische Kapital. Wer darüber verfügt (und Bildungs wichitg findet), kann die Bildung der eigenen Kinder ungemein fördern: Durch technische Ausstattung, ruhige Lernzimmer, Bücher, Nachhilfe, eine Wohnung in Uni-Nähe uvm. Für viele junge Menschen ist ein Studium eine extreme finanzielle Belastung. Selbst die Familien aus mittleren Schichten können ihre Kinder finanziell kaum unterstützen, gleichzeitg ist Mieten in Uni-Städten massiv gestiegen. Das führt unweigerlich da
zu, dass viele Studis während ihres Studiums (das meist als Vollzeitprogramm angelegt ist) arbeiten müssen, um ihren Lebensunterhalt zu bestreiten. Witzigerweise drängt sie der Wohnungsmarkt auf die Quadratmeter umgerechnet mehr Miete zu zahlen als die Eltern. In der Folge leben sie in beengten Wohnverhältnissen fern ab der Universität, als desjenigen Ortes, der für Bildung zentral sein sollte. Zwischen Jobs und langen Pendelstrecken bleibt oft nicht die Zeit Zusatzkurse zu belegen, Tutorien oder Repetitorien zu besuchen. Zeit bleibt oft nur für die absolute Pflicht, die Kür fällt weg. In die akademischen Netzwerke kommt man auf diesem Wege selbstverständlich nicht. Die Uni bleibt ein feindlicher Ort.
Vor diesem Hintergrund sind nicht nur die unterschiedlichen Leistungen verständlich, sondern auch die vielen Studienabbrüche bzw. die fehlende Motivation vieler junger Menschen ein Studium zu beginnen. In der Konsequenz werden untere und mittlere Schichten von der Uni ferngehalten. Sie haben nicht wirklich die Wahl, welche (Aus-)Bildung sie erhalten wollen. Wichtig ist schnell an Geld zu kommen. Langsfristig zahlt sich das natürlich nicht aus. Wer bedenkt, dass jedes 5. Kind in Deutschland in Armut aufwächst, muss sich wundern, dass es hierzulande so friedlich vor sich geht. Die Ungerechtigkeit ist himmelschreiend!
Das BAföG könnte nun ein Instrument sein, diese Ungerechtigkeit zu schließen. Doch die CDU hat dieses Gesetz nahezu ausgehölt. Der BAföG-Höchtssatz von 861 € reict nicht zum leben. Es erhalten nur noch 11% der Studierenden BAföG, nicht alle erhalten Höchstsatz. Unter den Schüler:innen ist die Quote über die Geschichte des BAföG noch weiter gesunken. Inzwischen wird die Förderung auch nicht mehr als Vollzuschuss gewährt. D.h. man verschuldet sich. So etwas macht ein Studium insbesondere für “bildungsferne” (Achtung: bürgerliche Ideologie — besser: akademieferne) Schichten unattraktiv.
Wer sich keine großen Chancen an der Schnösel-Schule 2.0 ausrechnet geht dieses ökonomische Risiko, das von Versagungen gezeichnet wäre nicht ein, sondern übernimmt lieber einen Ausbildungsberuf. Nichts gegen Ausbildungsberufe, viele davon sind sinnstiftender als so mancher akademischer Quatsch. Die Schweinerei ist es dort reingedrängt zu werden. Hier wiederholt sich die Trennung zwischen Geist- und Gandarbeit. Der Staat sorgt dafür, dass man tendenziell in die eine oder andere Arbeitskategorie hineingeboren wird. Hört sich mittelalterlich nach einer mittelalterlichen Ständegesellschaft an, oder?
Nun ist die Frage naheliegend, warum denn nur so wenig Menschen BAföG erreichen, obwohl doch fast die Hälfte der Bevölkerung nicht mal genug Geld hat, um Rücklagen anzusparen. Der Grund dafür ist einfach. Das BAföG wird über das Einkommen der Eltern oder Ehepartner*innen berechnet. Die Freibträge sind allerdings so extrem gering, dass selbst prekär lebende Menschen oft keinen Anspruch haben. Im Grunde genommen verlangt der Staat von den Angehörigen genauso prekär und menschenunwürdig zu leben, wie die Studierenden. Die Freibeträge liegen unter den gerichtlich festgestellten Lebenshaltungskosten. Insofern ist fraglich, ob Förderhöchstsätze und Freibeträge überhaupt verfassungskonform sind. Kürzlich erst hat der Staat ein Verfahren gegen die geringen Fördersätze verloren.
Es bleibt keine andere Erklärung: Das ist Klassenkampf von oben. Die CDU hat kein Interesse an soziale Gerechtigkeit. Sie schützt hohe Einkommensgruppen vor Steuern und grenzt weite Teile Gesellschaft aus öffentlich finanzierten Bildungseinrichtungen aus. Am liebsten würde sie Studiengebühren einführen, die das Problem noch weiter verschärfen würden. Entgegen einer verbreiteten Fehlannahme, für die Marx gerne herangezogen wird, wäre es schon fast gerechter Unis aus Studiengebühren zu finanzieren. Da säße ja ohnehin nur eine Elite. Abgesehen davon, dass dieses Argument einfach nur zynisch ist und eigentlich nur von rechts kommt: Es gibt bereits private Unis in Deutschland. Sie werden regelmäßig und vielfältig staatlich gefördert. Funny oder?
Doch die CDU ist nicht nur unsozial, sie ist auch patriachal. Das ganze Konzept fußt auf einem veralteten Gesellschaftsbild, indem die Familie als Kerninstanz gilt. Doch was heißt eigentlich Familie? In der z
oologischen Vorstellungswelt der CDU ist damit die Reproduktionsgemeinschaft aka bürgerliche Kernfamilie gemeint. Leider können viele Menschen nicht auf die Unterstüztung ihrer Erzeuger:innen setzen. Bedenken wir zudem die Einkommensverteilung hierzulande sehen wir schnell, dass es einen vergeschlechtlichten Machtfaktor in der Gestaltung von Bildungswegen junger Menschen gibt. Denn noch immer verdienen alte Cis-Männer überproportionale viel Kohle. Wer also vom Staat gezwungen wird, die eigenen Füße unter den imaginierten, familialen Tisch zu gesellen, läuft Gefahr struktureller männlicher Gewalt ausgeliefert zu werden. Das betrifft junge Menschen insgesamt. Und ist der Charakterbildung sicherlich nicht zuträglich. Just sayin.
Bildung darf keine Angelegentheit für Elitgen bleiben. Sie soll Emanzipation fördern, statt das Patriarchat zu festigen.
Unterzeichnet unsere Petition: https://bafoeg50.de/petition/
0 Comments
Leave a comment