Bildungskrise in Zeiten von Corona
Online-Demo soll bildungspoltische Folgen der Pandemie sichtbar machen
Im Angesicht der Corona-Krise fordern Schüler*innen und Student*innen dringend finanzielle Unterstützung und Kulanzregelungen bei Prüfungen und Studienzeiten. Daher haben sich Schüler*innen- und Student*innenorganisationen zusammengetan, um ab dem 2. April eine Woche lang gemeinsam unter dem Hashtag #Bildungskrise online zu demonstrieren. Mit individuellen Bildern, Videos und Texten sollen die Auswirkungen auf die Bildung sichtbar machen.
Digitales Lernen soll nun Einzug erhalten in den Schulen und Hochschulen, kann jedoch nicht von allen gleichermaßen genutzt werden. Hinzu kommen Jobverlust, Pflegeaufgaben und Probleme zuhause — und trotz dieser mehrfachen Belastungen wird weiterhin an geplanten Prüfungen festgehalten.
Die derzeitige Krise wirft ein Schlaglicht auf die lange bestehenden Unzulänglichkeiten des Bildungssystems, die nun in rasanter Geschwindigkeit eskalieren. Student*innen sehen sich derzeit insbesondere von finanziellen Problemen betroffen. “Wurden bisher prekäre Beschäftigungsverhältnisse, die plötzlich endeten, als Problem Einzelner dargestellt, so sollte nun die schiere Zahl der Betroffenen zum Handeln zwingen”, so Amanda Steinmaus vom freien zusammenschluss von student*innenschaften. “Zwei Drittel der Student*innen — das sind zwei Millionen Menschen — müssen sich über eigene Einkünfte finanzieren und haben meist keinen Anspruch auf BAföG oder Arbeitslosengeld. Viele von ihnen haben jetzt ihre Jobs verloren und müssen dringend finanziell unterstützt werden. Zudem können viele Student*innen ohne Bücher, Labore und Arbeitsplätze keine Prüfungen ablegen. Ihr Studium wird sich daher unweigerlich verlängern. Hinzu kommen infrastrukturelle und didaktische Probleme mit ausschließlich digitaler Lehre. Daher darf das laufende Semester nicht negativ gezählt werden. Regel- und Maximalstudienzeiten müssen um ein Semester verlängert werden. Auch die Fristen und Auszahlungsperioden von Studienkrediten sollten entsprechend angepasst werden.”
“Auch die Schulen sind von der Pandemie betroffen. Unter den aktuellen Bedingungen ist digitales Lernen von Zuhause aus keine gangbare Option. Nicht alle Schüler*innen verfügen über die notwendigen Endgeräte. Vielen Eltern fehlen Zeit, Ressourcen und Kompetenzen um ihre eigenen Kinder zu unterrichten. So vertiefen sich soziale Ungleichheiten. Daher dürften Abschlussprüfungen nicht in der geplanten Form stattfinden. Die Landesschüler*innenvetretung NRW spricht sich dafür aus, dass Schüler*innen individuell entscheiden können, ob sie Abschlussprüfungen schreiben oder einzig der bisherige Notenschnitt herangezogen wird. Eine gerechtere Lösung ist nicht zu finden.” So Timon Nikolaou aus dem Vorstand der Landesschüler*innenvertretung NRW.
Für Schüler*innen und Student*innen ist gleichermaßen wichtig, dass die digitale Infrastruktur ausgebaut wird. Es muss datensichere Plattformen zum Wissensaustausch in staatlichem Eigentum und unter demokratischer Kontrolle unter Einbezug von Schüler*innen- und Student*innenvertretungen geben. Zudem bedarf es weiterer medienkompetenter — und an Hochschulen mehr didaktisch geschulter — Lehrkräfte, die wenigstens einen Teil interaktiver Lehrbedingungen aufrecht erhalten können. Die akuten Probleme müssen schnell und mit Rücksicht auf die Betroffenen gelöst werden. Zugleich handelt es sich aber um Probleme, die schon länger in verschiedener Ausprägung bestehen und auch langfristig behoben werden müssen, um das Bildungssystem für alle Menschen gleichermaßen hürdenfrei zu gestalten. Zudem ist es absehbar, dass es aufgrund der Pandemie in den nächsten Monaten erneut zur Schließung von Bildungsinstitutionen kommen wird.
uvm.
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